Ein Sommernachtstraum
Ein Traum von einem Theater
Anlässlich des „Shakespeare-Jahres“ hat sich die Theatergruppe des RSG unter der Regie von StR Wolfram Steininger an eines der berühmtesten Werke des englischen Schriftstellers gewagt: den Sommernachtstraum (im Original: A Midsummer Night’s Dream). Das Stück fußt – wie stets bei Shakespeare – auf antiken Wurzeln (wie etwa den Metamorphosen des Ovid und des Apuleius sowie den Viten des Plutarch) und repräsentiert somit bestens den humanistischen Anspruch der Schumanisten.
So vielschichtig wie die Einflüsse ist auch die Handlung des Stückes, das, ganz Komödie, dennoch in persiflierter Form auch tragische Züge trägt. Im Zentrum des Stückes steht die Liebe, sei es die Liebe von Mann zu Frau, Frau zu Mann, Elf zu Elfin, Elfin zu Mann (bzw. Esel), glückliche und erfüllte, aber auch versagte und unerwiderte Liebe. Kurz alle denkbaren Spielarten „dekliniert“ Shakespeare in diesem Stück, was das Stück zu einer Screwball-Komödie werden lässt.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler des RSG nahmen das Publikum auf eine Reise durch die vielen Irrungen und Wirrungen des Stückes und begeisterten das Publikum sowohl durch die geschickte Inszenierung als auch durch ein ausdrucksstarkes, ja (sommernachts-)traumhaftes Spiel. Auf der von Regisseur Wolfram Steininger eigens erbauten, surreal angelegten Kulisse des Elfenwaldes entspann sich die Verwicklung des Liebesdramas:
Liebe ist kompliziert: Lysander, Helena und Demetrius - eine klassische Dreiecksbeziehung!
König Theseus (Kilian Meierhofer, 10d) von Athen erzwingt anlässlich seiner Hochzeit mit Hippolyta (Marlene Oswald, 9a) die Ehe der Hermia (Celine Lankes, 10d)) mit Demetrius (Anton Bauer, 10d), obgleich sie doch Lysander (Konstantin Fellerer, Q12) liebt. Demetrius ist von diesem Arrangement erfreut, da er sich dank des königlichen Schiedsspruches gegen seinen Rivalen durchsetzen kann. Weniger begeistert hingegen sind die Liebenden Lysander und Hermia, die die gemeinsame Flucht aus Athen beschließen, und Helena (Leonie Rötzer, 9a), die in Demetrius verliebt ist und durch die bevorstehende Hochzeit ihren eigenen Liebestraum platzen sieht. Im Wald vor den Mauern Athens treffen sich Lysander und Hermia. Doch sie sind nicht allein! Denn außer ihnen probt hier die Theatergruppe der Athener Handwerker (Dorothea Bucher, 10b; Vladislav Milusenko, 9a; Sandro Rampf, 9a; Leonie Raum, 9a) um den großmäuligen Zettel (Hannah Baltes, 9a), der alle Rollen selbst spielen will. Denn bei der königlichen Hochzeit soll das Stück „Pyramus und Thisbe“ gespielt werden.
Die Schlinge des dramatischen Knotens zieht sich vollends zu, als der Herr des Waldes, der Elfenkönig Oberon (Chaitanya Joshi, 7c), seine Gemahlin Titania (Yvonne Mikschl, Q12) durch einen Liebeszauber strafen will. Sie soll sich in das erstbeste Wesen verlieben, das sie nach dem Aufwachen erblickt. Als Elfenkönig Oberon sieht, wie Helena von Demetrius brüsk abgewiesen wird, beschließt er ihr mit demselben Liebeszauber zu helfen.
Liebe geht seltsame Wege: Titania und "Esel" Zettel
Zum ausführenden Organ des doppelten Liebeszaubers bestimmt er seinen Hofnarren Puck (Felicitas Roider, 9a). Doch während der schalkhafte – und im Falle von Turnerin Felicitas Roider auch sehr gelenkige – Puck den Liebeszauber im Falle der Titania richtig anwendet, die sich bald darauf in den von Puck mit einem Eselskopf bedachten Zettel verliebt, „verzettelt“ sich der Elf bei den menschlichen Liebespaaren: Nun liebt Lysander Helena und lässt seine vormals geliebte Hermia achtlos alleine im Wald zurück.
Als der Fehler auffliegt, greift der Elfenkönig persönlich ein und behandelt Demetrius mit dem Liebeszauber, der sich nun in Helena verliebt. Somit sind Demetrius und Lysander wieder Rivalen, doch im Zentrum ihrer Begierde befindet sich nicht mehr Hermia, sondern Helena, die vom plötzlichen Gesinnungsumschwung der beiden Jünglinge überfordert ist.
Bereits der vierte Akt bringt die Lösung der Konflikte, da Oberon sowohl seine Gemahlin Titania von dem Liebeszauber (und auch Zettel von seinem Eselskopf) befreit als auch die richtige Ordnung bei den menschlichen Liebespaaren (Lysander – Hermia, Demetrius – Helena) wiederherstellt. Das Erscheinen des Königs Theseus beschließt das Intrigenstück, da dieser am Tage seiner Hochzeit mit Hippolyta auch die Eheschließung der beiden Liebespaare anberaumt.
Die Hauptattraktion bei den Feierlichkeiten bildet die Aufführung von „Pyramus und Thisbe“ durch Zettel und seine Schauspielkollegen, die die Tragödie in ihrer naiven Art komisch aufführen, wozu nicht nur durch die „rotierende“ Wand (Leonie Raum) beiträgt. Diese Überschneidung der Genres wurde besonders schön durch die chiastische Besetzung der Rollen wiedergegeben. Der weibliche Zettel Hannah Baltes spielte Pyramus, während seine Geliebte Thisbe von Sandro Rampf dargestellt wurde!
Liebe kennt weder Grenzen noch Mauern - Thisbe, Pyramus und im Mittelpunkt: the wall!
Zugleich zeigt das „Stück im Stück“ durch den Tod des mythischen Liebespaares bei allem Humor, dass die positive Lösung durch den „deus ex machina“ Oberon keineswegs selbstverständlich ist. In der Komödie jedoch geht alles gut und so hat das letzte – natürlich heitere – Wort der Ausgangspunkt des ganzes Liebesreigens: der Hofnarr Puck!
Egal ob im Erdgeschoss oder im ersten Stock - auch Puck kennt keine Grenzen!
Die Theatergruppe bescherte dem Publikum durch das heitere Spiel einen heiteren beschwingten und vor allem traumhaften Sommerabend. So war Schulleiter Günter Habel zu Recht voll des Lobes hinsichtlich dieser sehr geschickt inszenierten und sehr sehenswerten Schulaufführung und bedankte sich bei allen Mitwirkenden und Verantwortlichen persönlich mit einem kleinen Präsent.
Sein ganz besonderer Dank galt natürlich Herrn Steininger für die akkurate und sehr engagierte Regieleistung gepaart mit dem Kulissenbau etc.!
Ein happy ending nicht nur im Stück - Schulleiter Günter Habel dankt Regisseur Wolfram Steininger
Diesen Dankesworten des Schulleiters schloss sich der Abiturient Konstantin Fellerer mit einem eigens auf Herrn Steininger verfassten Gedicht an, in dem er dem Lehrer für die jahrelange Zusammenarbeit in der Theatergruppe des RSG dankte.
Dr. Paul Schrott