Gymnasiasten vermitteln Grundschülern Biologie-Wissen
Im Projekt-Seminar gewinnen Schüler der Oberstufe an Gymnasien gemeinsam mit außerschulischen Partnern Orientierung für ihre spätere Studien- und Berufswahl. Das P-Seminar im Fach Biologie des Robert-Schuman-Gymnasiums in Cham arbeitete in diesem Schuljahr dafür eng mit den Verantwortlichen des nahegelegenen Satzdorfer Sees zusammen und beschäftigte sich mit vielfältigen Themen rund um das Gewässer.
Die einstige Kiesquelle der Rädlinger Unternehmensgruppe hat sich nach jahrelanger erfolgreicher Renaturierung zu einem wichtigen Element für die Artenvielfalt in der Regentalaue zwischen Cham und Pösing entwickelt und bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten in der Region einen wertvollen Lebensraum.
An zwei Terminen im Juli tauschten einige Q11-Schüler vom Robert-Schuman-Gymnasium nicht nur ihr eigenes Klassenzimmer gegen das Grüne Klassenzimmer am Satzdorfer See, sondern auch ihre Rolle: Für einige Stunden brachten sie Grundschulklassen ihr Biologie-Wissen rund um das Ökosystem des Sees auf lebendige Art und Weise näher.
So bereitete eine Gruppe des P-Seminars eine Anleitung zum Bau eines Insektenhotels vor. In kleinen Teams stellten die jungen Naturforscher zusammen mit den Gymnasiasten ihr bastlerisches Geschick unter Beweis: Aus Brettern, Ziegelsteinen und Draht gestalteten sie zunächst die Grundgerüste für die Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten. Mit selbstgesammelten Materialen vom See, wie Tannenzapfen, Moos, Laub, Gräser und Schilf, sorgten sie anschließend für eine anziehende Inneneinrichtung des neuen Insektendomizils.
Auf Entdeckungstour rund um das Grüne Klassenzimmer führte der Lernzirkel einer weiteren P-Seminar-Gruppe. An zahlreichen Stationen erkundeten die Grundschüler zuerst die Umgebung auf der Suche nach ihnen bekannten Pflanzen, Tieren und Insekten, bevor sie ihr Wissen beispielswiese zu Rohrkolben, Flechten, Vögeln oder Insekten in einem Quiz unter Beweis stellten. Dabei lernten sie spielerisch viele neue Arten kennen, wie sie rund um den Satzdorfer See vorkommen. Auch die Bewegung kam nicht zu kurz. An den Baumstämmen und Geräten auf dem Platz der Bewegung maßen die Kinder ihre Kräfte und Geschicklichkeit. Beim Staffellauf war zusätzlich ihre Kreativität gefragt: Während des Rennens galt es, typische Tierbewegungen, z. B. von Enten oder Fröschen, möglichst gut nachzuahmen. Bevor sie den Weg nach Hause antraten, pflanzten die jungen Gäste noch Blumensamen in einen kleinen Keramiktopf, den sie als Erinnerung an ihren erlebnis- und lehrreichen Vormittag am Satzdorfer See mitnehmen durften.
Erste Vorbereitungen für ihren Vortrag im Grünen Klassenzimmer traf die dritte Gruppe des P-Seminars bereits Anfang Juni vor Ort. Sie siedelte in einem extra angebrachten Bienenhaus zwei Bienenstöcke an. Nach ein paar Wochen der Eingewöhnung haben sich die gestreiften Insekten inzwischen prächtig in ihrer neuen Umgebung eingelebt. Zwei Plexiglasscheiben ermöglichen den direkten Blick auf die Waben. Für die jungen Schüler war es besonders faszinierend, die Bienen auf diese Weise aus nächster Nähe zu erleben. Die Bienenexperten erklärten den Kindern daran anschaulich, wo Produkte wie Honig und Bienenwachs ihren Ursprung haben und wie wichtig die Honigbiene für die Bestäubung von 80 Prozent aller Pflanzenarten in der Region ist.
Neben der Biene bedroht Abfall auch viele andere Lebewesen. Wie sich dieser auf die Umwelt auswirkt und welchen Einfluss er auf sensible Ökosysteme hat, machte sich eine weitere P-Seminar-Gruppe zum Thema. Sie ließen die Schüler schätzen, wie lange Stoffe aus unserem Alltag in der Natur verbleiben, bevor sie sich vollständig zersetzen. Die Spanne reicht dabei von wenigen Wochen für ein Papiertaschentuch bis zu 4000 Jahre für eine Glasflasche. Darüber staunten die Kinder nicht schlecht. Mit nach Hause nahmen sie das Bewusstsein, Abfall nicht in der Natur liegen zu lassen.
Besonders freut es Petra Rädlinger, Mitinitiatorin des Natur- und Freizeitpfads sowie des Grünen Klassenzimmer, dass diese Kooperation mit dem Robert-Schuman-Gymnasium neugierigen jungen Leuten eine weitere Möglichkeit bietet, mehr über die Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung zu lernen.