Zum Hauptinhalt springen

Synagogenbesuch der Schumanisten in Regensburg

Alle vier 9. Klassen des Robert-Schuman-Gymnasiums waren mit ihren Religionslehrerinnen Maria Brunner, Michaela Hainz, Andrea Huber und dem Ethiklehrer Roland Hein nach Regensburg gekommen, um von Rabbiner Chaim Bloch mehr über das Judentum zu erfahren. So war der Gebetsraum der Synagoge in Regensburg am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien proppenvoll beim Besuch der Schumanisten.

Der aus der Schweiz stammende Rabbiner studierte vier Jahre an der Talmudschule in Israel und ist stolz auf seine vier Kinder  und seine vielen Enkelkinder. Seit acht  Jahren übt Bloch in der jüdischen Gemeinde Regensburgs das Amt des Rabbiners aus. Zu seinen Aufgaben zählt die geistliche Leitung der Gemeinde, d.h. er ist für die Seelsorge zuständig, für den Gottesdienst, wo er auch eine Auslegung der Schriftlesungen macht, für Hochzeiten und Beerdigungen und die Vermittlung der zahlreichen Gesetze.

Er erklärte den Schülerinnen und Schülern, dass Orthodoxie „Gesetzestreue“ heiße. So sind männliche Juden verpflichtet, alle Gesetze zu halten, alle  613 Ge- und Verbote, da alle auf Gott als Gesetzgeber zurückzuführen sind.  Die Gesetze und der Talmud,  die mündliche bzw. schriftliche Auslegung der Tora, der fünf Bücher Mose, bilden nämlich den schützenden Rahmen für das Leben wie ein Geländer, das einen am Herunterfallen hindert. So ist verständlich, dass im täglichen Leben auch die Vorschriften für koscheres Essen peinlich genau eingehalten werden. So wird z.B. kein Schweinefleisch gegessen, zwischen Fleisch- und Milchgerichten muss ein Abstand von ca. sechs Stunden liegen. Da es in Regensburg keine koscheren Metzgereien gibt, besorgt man sich koscheres Fleisch aus Berlin oder Straßburg. Das geht so weit, dass man sich als orthodoxer Jude beim Militärdienst, selbst versorgt.

Zum Thema der Gleichberechtigung von Mann und Frau erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass diese als unterschiedliche Geschöpfe auch unterschiedliche Aufgaben hätten. Wegen ihrer häuslichen Aufgaben sind jüdische Frauen von den zeitgebundenen Gesetzen befreit und sind deshalb nicht zur Teilnahme am Synagogengottesdienst verpflichtet. Doch das stelle keine Minderwertigkeit der Frau dar; denn der Mann soll seine Frau ehren, das heißt, er soll sie mehr lieben als sich selbst.

Während der jüdische Mann beim Beten und in der Synagoge den Kopf bedecken muss, haben verheiratete jüdische Frauen ihren Kopf mit einem Tuch oder einer Perücke zu bedecken, da nur der Ehemann die Schönheit der Haare sehen darf.

Bloch erklärte auch die Bedeutung der fehlenden Kerze bei der Menora, dem siebenarmigen Leuchter in der Synagoge. Es seien nur sechs Kerzen da wegen der sechs Millionen ermordeten Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.

Auch die Regensburger Synagoge ist am 9./10. November 1938 zerstört worden ist. Obwohl bereits um das Jahr 1000 in Regensburg eine voll strukturierte Gemeinde bestand,  in der sich unter anderem Rabbi Efraim ben Isaak als bedeutendster jüdischer Gelehrter seiner Zeit hervortat und 1227 es die erste Synagoge in Regensburg gab, verringerte sich später durch die Verfolgungen die Zahl der Juden sehr. Nach dem zweiten Weltkrieg blieben Juden, die den Holokaust überlebt hatten, meist nur vorläufig und zogen weiter. Doch nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs kamen über 200.000 Juden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland. Daher stammen viele jüdische Gemeindemitglieder aus Russland.

Mit verschiedenen Anekdoten und Rätseln, deren Sinn den Schülerinnen und Schülern manchmal nicht einsichtig war, versuchte Chaim Bloch abwechslungsreich auf die unterschiedlichen Fragen einzugehen und den Standpunkt des orthodoxen Judentums darzustellen. Zwar waren manche Schülerinnen und Schüler enttäuscht, dass sie nicht eine echte Torarolle sehen durften, da der Toraschrank nur beim Gottesdienst geöffnet wird, doch konnten sie viel Neues über das orthodoxe Judentum lernen.

Tags: