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Der Anfang ist gemacht 

26. Juli 2023

Lange hat’s gedauert – zumindest länger als ursprünglich geplant. Jetzt aber kann die Generalsanierung des 55 Jahre alten Robert-Schuman-Gymnasiums beginnen. Die ersten Vorarbeiten laufen schon. So ist beispielsweise die markante Treppe bereits Geschichte. Genau dort fand am Mittwoch der symbolische Spatenstich statt. Bis Mitte 2026 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Das sei ein ambitioniertes Ziel, machte Landrat Franz Löffler in seiner Ansprache vor Vertretern der Schulfamilie, der am Bau Beteiligten, der Verwaltung und der Politik deutlich. Aber es sei nicht unrealistisch. Auch deshalb, weil die ganze Schule umgezogen ist. Das RSG hat bekanntlich im vergangenen Jahr in der ehemaligen Gerhardinger-Realschule eine vorübergehende Bleibe gefunden. „Dort läuft der Schulbetrieb ungestört und wir können hier mit dem Bau Vollgas geben“, fasste Löffler zusammen. 

35 Millionen Euro lässt sich der Landkreis – mit einer Förderung der Regierung der Oberpfalz – die Sanierung der Schule kosten. „Für Bildung kann man gar nicht genug Geld ausgeben“, bekräftigte Löffler. Dennoch hatte der Kreistag zwischenzeitlich bekanntlich die Reißleine gezogen, die ursprünglichen Planungen gestoppt und nochmal neu ausgeschrieben. Wenn Steuergelder eingesetzt werden, müsse man manchmal den Spagat schaffen zwischen Gewünschtem und Machbarem. Mit einem neuen Architekten wurden die Pläne dann abgespeckt. Dennoch seien gerade bei den Erfordernissen an einen modernen Unterricht und den starken Fokus der Schule auf den kulturellen Bereich keine Abstriche gemacht worden, betonte Löffler. Vieles aus den ursprünglichen Plänen, basierend auf den Wünschen der Schulfamilie, ist auch geblieben: der lichtdurchflutete Mehrzweckraum, die offene Gestaltung des Eingangsbereichs, ein offener Pausenhof, Barrierefreiheit und die energetische Sanierung. Auch in Sachen Digitalisierung mache das RSG mit der Sanierung einen großen Schritt nach vorne. Schulleiter Rudi Zell bedankte sich beim Finanzier – dem Landkreis Cham – und bei allen Beteiligten. Er erinnerte auch an seinen Vorvorgänger Günter Habel, der einst den Stein ins Rollen gebracht hatte. Er versicherte: „Wir sind als Schulfamilie begeistert von den Architektenplänen, bei deren Entwicklung wir mit eingebunden waren.“ Die anstehende Generalsanierung des RSG sei ein weiterer Beweis dafür, dass im Landkreis Cham viel in die Bildung investiert werde. „Und dafür sind wir ohne Wenn und Aber dankbar.“ 

In die gleiche Kerbe schlug Chams Bürgermeister Martin Stoiber und zitierte den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“ Damit junge Menschen beste Bildungsvoraussetzungen bekommen, sei die Sanierung wichtig. Und das auch im Zeitalter der künstlichen Intelligenz, betonte Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid. Manche würden zwar sagen, der Mensch brauche kein Wissen mehr und müsse nichts mehr lernen, der Mensch müsse nur noch entscheiden und kreativ sein, zitierte Luderschmid. „Aber wie soll ich entscheiden, wenn ich nichts weiß?“ Immer wieder kam auch der Namensgeber der Schule zur Sprache. Das RSG sei von den europäischen und friedenstiftenden Visionen des französischen Politikers Robert Schuman geprägt, sagte Löffler. Landtagsabgeordneter Dr. Gerhard Hopp, selbst ehemaliger Schüler des RSG, erinnerte sich an seine erste Klassenfahrt nach Straßburg, ins Herz Europas. Der Blick über den Tellerrand und die Vermittlung eines europäischen Geists, dieser Auftrag sei aktueller denn je. „Wir brauchen Persönlichkeiten, die für Europa kämpfen und die für Staat und Gesellschaft einstehen.“ Dieser Geist des alten Schuman-Gymnasiums soll auch im neuen weiterleben. 

„Aus dieser Schule kann man was machen“ 

Der Viechtacher Architekt Robert Brunner hat den Auftrag für die Generalsanierung des RSG erhalten. Er machte deutlich, warum diese in jedem Fall einem Neubau vorzuziehen war. Zum einen hätte ein Neubau 15 Millionen Euro mehr gekostet, rechnete der Architekt hoch. Die Schüler wiederum könnten weiter vom großzügigen Raumzuschnitt der 60er-Jahre profitieren. Heute, so Brunner, würden die Klassenzimmer kleiner ausfallen. Und nachhaltiger, als Jahrzehnte lang ein Bauwerk zu erhalten, ließe sich sowieso nicht bauen. 

Einmal Rohbau und zurück Trotzdem: „Wenn Sie in drei Jahren die Schule betreten, werden Sie diese nicht wiedererkennen“, versprach der Architekt. Momentan wird das Baugelände freigemacht, indem unter anderem die alte Hausmeisterwohnung und die Terrassenanlage abgebrochen werden. Im September beginne dann „die Metamorphose“ des Schulhauses. Dafür wird es von November an bis zum Frühjahr entkernt. Alles, was sich nicht sanieren lässt, muss raus. „Wir bauen bis auf den Rohbau zurück“, erklärte Brunner. „Dann bauen wir wieder auf.“ Das dauere voraussichtlich zwei Jahre lang bis zum Frühjahr 2026. Das Ziel der Planungen sei gewesen, mit den Gegebenheiten des RSG umzugehen. Die jedoch seien sehr gut, versicherte Brunner. „Aus dieser Schule kann man was machen.“ Sie werde künftig klar und übersichtlich strukturiert sein. Trotz begrenzten Platzes werden Räume entstehen, die die Schule für neue Unterrichtsmethoden braucht. Am augenfälligsten wird das aufgesetzte Staffelgeschoss aus Holz. Erschlossen wird die Schule zum einen von der Parkstraße aus, zum anderen – wie bisher – auch von der Pfarrer-Lukas-Straße her. Beide Eingänge leiten ins Herz der Schule, die neue Aula. Dieser Mehrzweckraum kann auch als Bühne genutzt werden. Passenderweise sind die Musikräume ebenfalls auf diesem Stockwerk angesiedelt. Unterhalb befinden sich die künftigen Werkräume. Auf Ebene der Pfarrer-Lukas-Straße geht es weiter mit Verwaltung und Lehrerzimmer. Im nächsten Stockwerk finden neben Klassenzimmern auch Räume für die Ganztagsbetreuung Platz. Ins vorletzte Stockwerk ziehen Fachräume wie Biologie-, Chemie- und Physiksaal. Ganz oben im Holzaufbau werden die zwei Kunstsäle angesiedelt. „Das wird das Highlight der Schule. Von dort kann man dann die ganze Stadt überblicken.“ Insgesamt wird das neue RSG aufgrund der Hanglage über sieben Stockwerke verfügen. 

Text und Bilder: Michaela Sturm (Chamer Zeitung) 

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