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Weihnachtsbräuche im Wandel der Zeit 

10. Dezember 2023

Unter dem Titel „In Nacht und Dunkel liegt die Erd“ sprach Hans Wrba in der Aula des Robert-Schuman-Gymnasiums über alte Weihnachtstraditionen. Der Kreisheimatpfleger kam dabei zu dem Ergebnis, dass der Advent gar nicht eine so „staade Zeit“ war, wie heute gemeinhin angenommen wird. Es gab Schreckgestalt wie die „Luzier“, eine blutgierige weibliche Figur, die mit grässlicher Maske und zerlumpten Gewändern Kinder in Angst versetzte. Dieser Brauch habe sich bis heute zum Teil in der Sattelbogener Gegend erhalten, wenn auch in abgemilderter Form. Eine weitere angsteinflößende Figur war „da Thama mit’n Hammer“, dessen Ursprung im germanischen Gott Donar liegt. Wrba erzählte von Überlieferungen, in denen „da Thama“ angeblich böse Buben mit seinem Hammer an die Stubentür nageln wollte. Anschließend warf er einen Blick auf die Krippentradition. In Cham ist die erste Krippe, wohl auf Initiative der Jesuiten angefertigt worden. Seit 1642 ist sie aktenkundig. Spätestens 1752 hatte Sankt Jakob in Cham eine Krippe, denn in diesem Jahr wurde laut Inventarium „1 Casten“ zur Aufbewahrung der Krippenfiguren angeschafft. Mit der Zeit verlagerte sich aber die Krippentradition bedingt durch Reformbestrebungen und Verbote von den Kirchen in die Privathäuser. Wrba berichtete zudem Wissenswertes über den Christbaum. Schon im Jahr 1839 wurde in Cham ein Christbaum mit daran befestigten Gewinnen verlost. Die Stadt war wohl damit frühzeitig auf einem neuen „Weihnachtstrend“ aufgesprungen. Der Christbaum zog aber erst später flächendeckend in die weihnachtlichen Wohnstuben ein. Wrba erzählte dazu die kuriose Anekdote über den 1967 verstorbenen Josef Biendl aus Chammünster, der die Öffentlichkeit zum „Christbaum-Schau’n im Liegen“ zu sich eingeladen hatte. Er war der Meinung, nur aus dieser Perspektive – wie ein Baum draußen im Wald – könne ein Christbaum gebührend bestaunt werden. Nicht selten soll es dabei unter all den am Boden liegenden Christbaum-Bewunderern dann zu einem „recht unheiligen Gaudium“ gekommen sein. Abschließend widmete sich Wrba dem Brauch des „Christkindlanschießens“ am Heiligen Abend. Früher krachte es ordentlich auf den Einöden und in den Dörfern - vergleichbar mit der heutigen Silvesterballerei. Doch die Tradition brachte auch Gefahren mit sich, wie aus dem Chamer Wochenblatt von 1881 hervorgeht. Laut diesem Artikel waren zersprungene Schießinstrumente und Verletzungen keine Seltenheit. Der Referent schloss seinen Vortrag mit einem nüchternen Blick auf den gesellschaftlichen Wandel und den Verlust von traditionellen Formen. Er betonte, dass Brauchtum künstlich am Leben zu erhalten weder möglich noch sinnvoll ist, besonders wenn es als Schutzmantel für kommerzielle Interessen dient. Organisator Florian Simeth, Robert Houben und Marcus Müller begleiteten die Veranstaltung musikalisch. Zwischen den einzelnen Kapiteln spielten sie Hirtenmusik aus Bayern und Österreich. Die Klarinettenklänge fügten sich harmonisch in den Kontext der Weihnachtstraditionen ein und verliehen dem Vortrag eine besondere Note. Mit schwungvollen „Jazzy Christmas“ setzte das Trio einen gelungenen Schlusspunkt. 

Text: Gregor Raab 

Bilder: Wolfram Steininger 

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