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Geldpolitik in bewegten Zeiten: Wie geht es mit der hohen Inflationsrate weiter?

14. Januar 2023

Unter diesem Motto stand eine Doppelstunde Wirtschaft und Recht, die Schülerinnen und Schüler der zwei Q12-Oberstufenkurse am Robert-Schuman-Gymnasium vor kurzem erleben durften. Herr Maximilian Golbs von der Bundesbankhauptverwaltung in München legte den Schülern die Grundzüge der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dar. In seinem sehr kurzweiligen und mit zahlreichen aktuellen Beispielen angereicherten Vortrag stellte er zunächst die Zielvorstellung der Geldpolitik im Euroraum heraus. Vorrangiges Ziel der EZB ist die Preisniveaustabilität oder im geldpolitischen Jargon ausgedrückt eine Inflationsrate bzw. ein harmonisierter Verbraucherpreisindex bei 2 %. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert für alle 20 Euro-Länder.

Herr Golbs betonte dabei die Bedeutung einer stabilen Währung und belegte dies auch anhand von historischen Ereignissen, wie der Hyperinflation 1923 oder der Erfahrungen mit Deflation im Deutschland der 1930er Jahre. Nach einer ausführlichen Erläuterung von Ziel und Funktionsweise der Geldpolitik, kam Herr Golbs auf die aktuell sehr hohe Inflationsrate zu sprechen und wie die EZB darauf reagiert hat. Die Gründe dafür liegen sowohl auf der Nachfrage- wie auch auf der Angebotsseite. Zu einer starken Konsumbereitschaft der Verbraucher kamen hier bereits 2021 Materialengpässe mit gestörten Lieferketten und steigende Energiepreise hinzu. Die Annahme der EZB, dass sich dies im Laufe von 2022 wieder normalisieren und damit ein Eingreifen in Form von Zinserhöhungen unnötig machen würde, erwies sich als Fehleinschätzung, die durch Corona und Ukrainekrieg verursacht wurde. Entgegen den Annahmen der EZB stiegen Energie- und Rohstoffpreise weiter, was ein entschiedenes aber doch verspätetes Handeln der EZB im zweiten Halbjahr 2022 nach sich zog.

In nur vier Schritten wurde der Hauptrefinanzierungssatz um 2,5 % angehoben. Die gewünschten Folgen sind jedoch noch nicht zu sehen, da sich am Immobilienmarkt zwar die Kredizinsen von 1 auf 4 % erhöht haben, die Preise aber noch nicht gefallen sind. Die EZB rechnet auch für 2023 mit einer hohen Inflationsrate von 6 bis 7 % und erst für 2025 wieder mit einer Annäherung an den Zielwert von 2 %.   Herr Golbs verstand es dabei hervorragend, immer wieder auf andere Politikfelder einzugehen, die Schüler mit einzubinden und die nicht immer einfachen Zusammenhänge anschaulich zu verdeutlichen. Am Ende richtete er den eindringlichen Appell an die Schülerinnen und Schüler, sich noch mehr für ökonomische Zusammenhänge zu interessieren, da viele Entscheidungen aus dem Bereich der Geld- und Wirtschaftspolitik uns auf den ersten Blick nicht betreffen, jedoch mittelbar sehr starke Auswirkungen in unserem ganz persönliche Umfeld haben. Sämtliche Kursteilnehmer gingen jedenfalls mit dem Gefühl aus der Aula, bei diesem Vortrag nicht nur etwas für Unterricht und Abitur sondern vor allem für das Leben gelernt zu haben.