Geldpolitik aus erster Hand – sinken die Zinsen demnächst?
Einer liebgewonnenen Tradition folgend, durften die Schülerinnen und Schüler der drei Wirtschafts- und Recht-Kurse der Q12 eine Doppelstunde der besonderen Art erleben. Frau Melanie Hansmeier von der Bundesbankhauptverwaltung in München legte den Schülern die Grundzüge der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dar. In ihrem kurzweiligen Vortrag spannte sie einen Bogen über die Geldpolitik der letzten 100 Jahre, betonte dabei die Bedeutung einer stabilen Währung und belegte dies auch anhand von historischen Ereignissen, wie der Hyperinflation 1923 oder der Erfahrungen mit Deflation im Deutschland der 1930er Jahre. Nach einer ausführlichen Erläuterung von Ziel und Funktionsweise der Geldpolitik, kam Frau Hansmeier auf die aktuell immer noch zu hohe Inflationsrate zu sprechen. Wie die EZB darauf reagiert habe, sei interessant, liege doch der Zielwert der EZB bei einer Inflationsrate von 2 %. In einer historisch einmaligen Folge von Zinsschritten wurde der Hauptrefinanzierungssatz auf derzeit 4,5 % angehoben. Der Transmissionsmechnismus des geldpolitischen Impulses auf den Realmarkt funktioniert, da sich am Immobilienmarkt die Kreditzinsen von 1 auf 4 % erhöht haben und auch die Nachfrage z.B. nach Immobilien gesunken ist. Die EZB rechnet mit weiter sinkenden Inflationsraten und einer Annäherung an den Zielwert von 2 % bereits in diesem Jahr. Ob es nach der angekündigten Zinspause auch zu einer Zinssenkung im Laufe von 2024 kommen könnte, sei derzeit verlässlich nicht vorherzusagen und hänge nicht zuletzt auch von weltpolitischen Entwicklungen ab. Am Ende ihres spannenden Vortrags wies Frau Hansmeier noch auf die Möglichkeiten des (dualen) Studiums bei der Bundesbank hin und stellte die Zentralbank als attraktiven Arbeitgeber heraus. Abschließend richtete sie den eindringlichen Appell an die Schülerinnen und Schüler, sich noch mehr für ökonomische Zusammenhänge zu interessieren, da viele Entscheidungen aus dem Bereich der Geld- und Wirtschaftspolitik sie auf den ersten Blick nicht betreffen würden, jedoch mittelbar sehr starke Auswirkungen auf ihr ganz persönliches Umfeld hätten. Sämtliche Kursteilnehmer gingen jedenfalls mit dem Gefühl aus der Aula, bei diesem Vortrag nicht nur etwas für Unterricht und Abitur, sondern vor allem für das Leben gelernt zu haben.
Autor: Michael Wolfrum