Witzig, spritzig, Kommissar Klotzig
„Kommissar Klotzigs schlimmster Fall“ – Spannung und Witz mit Niveau versprach der Titel des diesjährigen Stückes der Theaterklassen der Unter- und Mittelstufe unter der Leitung von Beate Helneder-Amberger, Martina Kerscher und Susanne Frisch. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht.
„Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem, sagt mein Mann.“ Wie in dem bekannten Schlager sehen auch die Väter in den Familien Kieselstein, Pudel und Schreck keinen Grund, ihre Ehefrauen zu unterstützen bzw. deren Tun wenigstens wertzuschätzen. Bis eine Mutter nach der anderen auf rätselhafte Weise verschwindet. Jetzt müssen die Familien nicht nur mit der Ungewissheit fertig werden, sondern auch mit dem Haushalt und allem, was dazu gehört.
Als Aufklärer der Entführungsserie tritt Kommissar Klotzig, herrlich überheblich dargestellt von Severin Meierhofer, auf den Plan. Gemeinsam mit seinem Assistenten „Überflüssig“, dem Theo Smola einen umwerfend komischen Charakter verlieh, sucht er zuerst innerhalb der Familien nach Verdächtigen. Ins Visier der Polizei geraten die Väter. Herr Kieselstein (Paul Schneider), Herr Pudel (Julian Irrgang), bei dem ein Küchenmesser im Schlafzimmer gefunden wird, und Herr Schreck (Emilia Kurakin), dessen Wohnzimmerteppich sogar ein vermeintlicher Blutfleck ziert.
Als aber selbst der herbeigerufene Detektiv Donald Dackel (Sophie Heil) kriminologisch im Dunkeln tappt, nehmen die Kinder (Xaver und Bruno Brauer, Marline Werner, Maria Raab, Franzika Wittl, Selin Günes) selbst die Suche auf. Auch sie halten ihre Väter nicht für gänzlich unschuldig: „Aber gestern hast du die Mama noch übel angefaucht, Papa!“, verdächtigen allerdings vorrangig den Eismann (Benedikt Ebert), den Briefträger (Sebastian Rabl), die Zeitungsverkäuferin (Lotte Vogel), die Putzfrau (Marie Steinl) und drei dubiose Männer im Regenmantel (Lilli Lommer, Amelie Gundel, Josefine Berzl).
Zwei Zeitungsleserinnen (Margarete Wilnhammer und Alessia Kurakin) kommentierten das Geschehen rund um das Verschwinden der Ehefrauen stets voller Entrüstung. Als objektive Tagesschausprecherin verkündete Josefine Berzl stets die aktuellen Meldungen zur Entführungsserie, während Raphael Hör als rasender Reporter „Zack“ mit seinem tollpatschigen Team in sehr routinierter Spielweise Interviews beisteuerte.
Zwischendurch sorgte die Tatort-Combo bestehend aus Raphael Hör an der Hi-Hat, Severin Meierhofer am Saxophon und Theo Smola an der Posaune mit „The Pink Panther Theme“ für Krimi-Atmosphäre.
Die Mütter (Anna Malterer, Greta Rudoph, Leni Kimmel) allerdings, und am Ende auch die Frau des Kommissars (Julia Rabl), der sich dem vermeintlichen Entführer ganz dicht auf den Fersen wähnt, chillen einstweilen in Positano am Strand. Für das Publikum stets gut sichtbar, verwöhnt mit leckeren Cocktails von einem schnittigen Oberkellner.
Trotz Verlegung der Szenerie in die 80ger Jahre hat das Thema keineswegs an Aktualität verloren. Denn „das bisschen Haushalt“ wird auch 50 Jahre nach Erscheinen des gleichnamigen Schlagers immer noch mehrheitlich von Frauen übernommen, die sich laut einer Studie trotz Berufstätigkeit ganz im Gegensatz zu ihren Partnern bis zu 13 Stunden pro Woche diesem „Bisschen“ widmen.
Kein Wunder also, dass in einem ersten Schluss des Theaterstücks keine der Mütter zurückkehren will aus Positano, was den Kinder Tränen in die Augen, den Kommissar in die Ohnmacht treibt.
Erst ein zweiter Schluss versucht ein versöhnliches Ende. Aber warum finden wir es eigentlich so skurril, wenn am Ende plötzlich ein Vater mit Schürze und dem vollgefüllten Wäschekorb auf der Bühne erscheint?
Nach dem Trocknen der Lachtränen blieben also noch einige gesellschaftlich relevante Fragen offen. Der allseitigen guten Laune nach diesem wirklich sehr gelungenen Theaterabend mit einer Theatergruppe, die laut Schulleiter Zell den „Staatpreis für Theaterarbeit“ verdient hätte, tat dies selbstverständlich keinen Abbruch.
Autor: Susanne Frisch
Bilder: Martina Kerscher